Baumartenwahl und Standortansprüche

Die Flatterulme (Ulmus laevis)

Die Flatterulme gehörte in den letzten Jahrzehnten nicht zu den Baumarten, die im Focus der Fortswirtschaft standen. Dazu haben das Ulmensterben (holländischen Ulmenkrankheit), der Ruf der Flatterulme ein Baum zweiter Ordnungzu sein und die (vermeintliche) Einschränkung ihrer geeigneten Standorte auf Auwälder wesentlich beigetragen. Im Zuge des Klimawandels fallen Hauptbaumarten wie Buche und Fichte zukünftig in weiten Teilen des Landes aus, so dass andere heimische Baumarten wie die Flatterulme wieder interessanter werden.

Dazu ist anzumerken, dass die Flatterulme das Ulmensterben deutlich besser überstanden hat als die beiden anderen mitteleuropäischen Ulmenarten, dass Flatterulmen durchaus Höhen von 40 m erreichen können und im Wuchsverhalten dem der Eschen ähneln.

Die Flatterulme wächst bisher fast nur auf stark wasserbeinflussten Standorten. Braunerden und Parabaraunerden können von ihr aber auch besiedelt werden Als einziger mitteleuropäischer Baum bildet die Flatterulme Brettwurzeln auf nassen Standorten aus und erhöht damit ihre Standstabilität. Die Flatterulme kommt gut mit kontinentalem Klima zurecht. Ihr Verbeitungsgebiet reicht bis weit nach Russland ostwärts von Moskau bis nach Kasan. [2]

In der Vergangenheit konnte Flatterulmenholz wegen seiner geringen Verfügbarkeit kaum Interesse bei Käufern wecken, notwendige Losgrößen wurden oft nicht erreicht. Das Holz der Flatterulme lässt sich schlecht spalten und war damit als Brennholz unbeliebt. Wegen seiner besonderen Zähigkeit und Oberflächenhärte ist es aber in anderen Bereichen, in denen eine starke Beanspruchung herscht, hervorragend einsetzbar. In der Vergangenheit war dieses im Wagen- und Räderbau, für Pflüge und Eggenzinken der Fall. Heute leistet Flatterulmenholz Hervorragendes, wenn es für Böden und Treppen verwendet wird. Sicherlich wird sich das Verwendungsspektrum des Flatterulemholzes in Zukunft noch deutlich erweitern, wenn es zur Vermeidung von Plastikmüll, bestimmte Kunststoffe ersetzen kann. Das Potential scheint jedenfalls nicht ausgeschöpft zu sein.

Die ökologische Bedeutung der Flatterulme ist hoch. 120 Arten sind weitgehend an diese Baumart gebunden, 10 kommen nur an ihr vor. Ihre Streu ist leicht zersetzbar und unterstützt damit den Stoffkreislauf des Waldes. [1]

Die bekannteste Krankheit, die man mit Ulmen verbindet, ist das sogenannte Ulmensterben. Diese durch die Ulmensplintkäfer ausgelöste Erkrankung hat für das fast völlige Verschwinden von Berg- und Feldulmen geführt. Lediglich die Flatterulme trotzt der Erkrankung aus zwei Gründen [1]. Erstens fliegen die die Krankheit übertragenden Käfer, wenn sie aus einer betroffenen Berg- oder Feldulme geschlüpft sind, nur selten Flatterulmen an, und zweitens scheint die Flatterulme in der Lage zu sein, Resistenzen gegen die Erkrankung zu bilden.

Viele weitere Organismen schädigen zwar die Flatterulme, führen aber selten zum Absterben in Deutschland. [3]

Das Klima der Zukunft wird sich durch wärmere Sommer auszeichnen, welche durch lang andauernde Hitze- und Trockenperioden gekennzeichnet sein werden. Wegen ihres bis weit in die kontinental geprägte Zonen Europas vorkommenden Verbeitungsgebiets und der damit enhergehenden Fähigkeit auch heiße und trockene Sommer zu ertragen, wird die Flatterulme mit dem Klimwandel besser zurecht kommen als viele andere heimische Baumarten.

[1] Müller-Kroehling, Stefan 2019: Tagung zur Flatterulme in Bayern; AFZ/Der Wald Nr. 24/2019, S. 22-24.

[2] Kätzel, Ralf et al. 2019: Genetische Ressourcen der Flatterulme erhalten und nutzen; AFZ/Der Wald Nr. 24/2019, S. 17-21.

[3] Schröder, Thomas et al. 2019: Krankheiten und Schädlinge am Baum des Jahres: die Flatterulme; AFZ/Der Wald Nr. 24/2019 S. 12-16.