Rund um die Jagd

Kaum ein Thema bewegt Waldbesitzer dieser Tage mehr als die Bewältigung der immer häufiger auftretenden Kalamitäten. Im Anschluss an ein Windwurfereignis kommen zahlreiche Herausforderungen auf Waldbesitzende zu. Zunächst müssen die Bäume, welche zum größten Teil durch die Fichte repräsentiert werden, möglichst zeitnah aufgearbeitet, gerückt und aus dem Wald abgefahren werden um den Grundsätzen der Waldhygiene gerecht zu werden und rechtzeitig am Markt präsent zu sein. Sollte dieses trotz der erhöhten Nachfrage nach Forstdienstleistern und dem gestiegenen Angebot an Rundholz auf dem Markt gelungen sein, sieht sich der Waldbesitzer der Pflicht gegenüber die Fläche wieder zu bewalden. In der Regel wird dabei auf die Pflanzung zurückgegriffen. Häufig findet aufgrund geltender Fördertatbestände und einem ökologischen Umdenken, dann eine Aufforstung mit standortangepassten Bäumen statt.

Aufgrund der nach wie vor hohen Wilddichte in Deutschland, ist die Einbringung standortangepasster Baumarten häufig ohne Zaun nicht umsetzbar. [1] Vor allem die Bejagung des Rehwildes gestaltet sich als schwierig. Besonders die Versuche ohne Zaun aufzuforsten werden häufig durch das Rehwild blockiert, da diese Wildart dazu neigt, gezielt die neu gepflanzten Baumarten zu selektieren und damit sie aufzufressen. Das führt zu einer Entmischung der Baumartenausstattung auf der Fläche und damit eher in die Richtung eines Reinbestandes, als hin zu standortangepassten Mischbeständen. Im Anschluss daran setzt sich mehr und mehr die Begleitvegetation, wie z. B. die Brombeere durch und das Rehwild verbessert damit sogar noch die Möglichkeit sich zu verstecken.

Um diese Flächen dennoch in einen definitionsgemäßen Wald zurückzuführen, muss dort gejagt werden. Selbst wenn ein Zaun das Ergebnis betrieblicher Abwägungen ist, bedeutet dass nicht, dass sich dort alles von selbst entwickelt. Je größer die Fläche ist, desto schwieriger ist es den Zaun wilddicht zu halten. Das bedeutet, dass der Zaun regelmäßig kontrolliert werden muss. Wenige Tage genügen einigen Rehen um erheblichen Schaden auf der Fläche anzurichten.

Zudem werden Ansitzeinrichtungen benötigt, um auf der Kulturfläche befindliches Wild zu sichten und im Idealfall mit dem günstigeren Schusswinkel und der damit verbundenen höheren Sicherheit, zu erlegen. Die Begleitvegetation ist schnell über die Körpergröße des Rehwildes gewachsen und somit ist dieses dann vom Boden aus nicht mehr erkennbar. Daher ist es notwendig frühzeitig und kontinuierlich für die Bejagung der Fläche zu sorgen. Dies kann durch hohe Jagdeinrichtungen (3-5m) erreicht werden oder durch die Anlage von Schneisen, auf denen das Wild erlegt werden kann. Dazu bieten sich im Wesentlichen Rückegassen und Maschinenwege an, da diese ohnehin der Befahrung und nicht der Bepflanzung dienen. Weil diese Gassen jedoch im Anschluss an ein Sturmereignis häufig nicht mehr zu erkennen sind, sollte (im Idealfall vor dem Ereignis) das Feinerschließungsnetz eindeutig und langfristig markiert werden. Resistent gegen Kalamitäten ist dabei die Einmessung des Startpunktes per GPS und der Winkel in Gon für den Verlauf der Gasse. Weiterhin kann bspw. mit etwas mehr Aufwand der Gasseneingang geschottert werden. Da jederzeit ein Ast oder ein Baum auf den Zaun fallen kann, oder ein Stück Schwarzwild sich unter dem Zaun durchgraben kann, ist bei der Ansitzjagd der Schwerpunkt auf diese Flächen zu richten. Andernfalls ist die Sicherung der Kultur kaum zu gewährleisten. Die Kontrolle bezieht sich nicht nur auf die Unversehrtheit des Zauns, sondern auch auf die Fläche. Außerhalb der Brut- und Setzzeiten geschieht dies zu Fuß mit Hund und während dieser Zeit ohne Hund aus Gründen des Tierschutzes. Die Kontinuität ist wichtig, da selbst wenn dort häufig kein Stück Wild erlegt wurde, eine gewisse Vergrämung durch das Aufsuchen dieser Flächen erreicht werden kann.

Bei der Durchführung von Gesellschaftsjagden sind diese Flächen ebenfalls miteinzubeziehen. Dabei sollten die Treiber und die Hunde durch das Gatter gehen und ein Schütze an besagter Fläche positioniert werden. So kann die Fläche erneut kontrolliert werden und evtl. die undichte Stelle im Zaun frühzeitig erkannt werden. Die vorangestellten Methoden sind mögliche und bewährte Instrumente um die Kultur zu sichern und somit die Investition.

Wenn Unsicherheit über die Notwendigkeit eines Zauns herrscht, dann bietet sich die Ausweisung sog. Weisergatter an, welche Rückschlüsse auf den Einfluss des Wildes geben. Dabei werden kleinflächige Zäune aufgestellt um den Unterschied der Pflanzenentwicklung innerhalb und außerhalb des Zauns vergleichen zu können. [2]

Bei Fördertatbeständen ist der zuvor beschriebene jagdliche Einsatz ebenso notwendig, da bei nicht gesicherter Kultur nach definiertem Zeitraum, die Fördersumme vom Geldgeber zurückgefordert werden kann und wird.

[1] Deutscher Jagdverband, DJV, Online auf jagdverband.de, Zugriff am 24.09.2020

[2] Schneider et al. (2007), Online auf biowildprojekt.de, Zugriff am 24.09.2020