Insekten

Rindenbrütende Käfer an Weißtanne (Abies alba)

Der Krummzähnige Tannenborkenkäfer wird zu den rindenbrütenden Borkenkäfern gezählt. Unter den Pityokteines-Arten ist er der bekannteste und häufigste Vertreter. Insbesondere auf Grenzstandorten und außerhalb des natürlichen Verbreitungsgebietes der Weißtanne (Abies alba) stellt er für diese einen gefährlichen Forstschädling dar. Seltener werden auch Fichte, Lärche, Douglasie oder Kiefer besiedelt.

Im Allgemeinen handelt es sich um einen Sekundärschädling, der bevorzugt geschwächte oder absterbende Weißtannen befällt. Primärbefall wird oft an „Überwinterungsbäumen“ dokumentiert.

Der Krummzähnige Tannenborkenkäfer ist 2,5 bis 3 mm groß und schwarzbraun. Am Flügeldeckenabsturz ist markant, dass der erste Absturzzahn senkrecht nach oben steht. Der zweite Absturzzahn ist hakenförmig nach innen gebogen. Gerne kommt er auch in Gesellschaft mit dem „Spinidens“- (Pityokteines spinidens) und Mittleren Weißtannen-borkenkäfer (Pityokteines vorontzovi) vor.

Abbildung 1: Der Krummzähnige Tannenborkenkäfer (Quelle: Werner Otto Schröder / aid Infodienst)

Die sogenannte „Doppelkammer“ ist das arttypische Brutbild des Krummzähnigen Tannenborkenkäfers und wird von den Weibchen angelegt. Das Fraßbild der Muttergänge ähnelt oft zwei geschweiften Klammern oder einem „H“. Es wird quer zur Stammachse bzw. Faserrichtung angelegt. Die Puppenwiege befindet sich einige Millimeter tief im Splintholz und ist durch Bohrlöcher erkennbar (siehe Abbildung 2).

Abbildung 2: Brutbild des krummzähnigen Borkenkäfers (Quelle: Werner Otto Schröder / aid Infodienst)

Die Flugzeit erstreckt sich von April bis August, wobei die Hauptflugzeit zwischen April und Juli stattfindet.

Bei warmer Witterung werden zwei Generation ausgebildet, im Ausnahmefall sind drei Generationen möglich. Darüber hinaus kommt es auch zu Geschwisterbruten.

Die Überwinterung findet meist in der Rinde oder im Splintholz des Brutstammes statt. Von Jung- und Altkäfern werden aber auch an „Überwinterungsbäumen“ kurze Gänge angelegt.

Während der Schwärmphase im Frühjahr bevorzugt Pityokteines curvidens den Befall von astfreien Stammbereichen geschwächter und absterbender, älterer Tannen. Als Richtwert für einen Befall werden in der Literatur 16 cm Stammdurchmesser angegeben.

Beim Befall erfolgt zuerst die Einbohrung durch das Männchen in die oberen Stammteile, später auch in darunterliegende. Die Bohrlöcher sind ca. 1,5mm groß.

Käferbäume sind an Spechtaktivität, Rindenablösungen oder Kronenverfärbung erkennbar. Harztröpfchen im Stammbereich oder braunes Bohrmehl weisen ebenfalls auf Befall hin, sind aber nicht immer klar erkennbar.

Innerhalb von rund zwei Monaten verändert sich die Farbe der Baumkrone von grün, über hellgelb zu rot.

Primärbefallende Bäume, die Jung- und Altkäfern als Winterquartier dienen, sind an perlschnurartigen Harztropfen zu erkennen.

Der Krummzähnige Tannenborkenkäfer kann insbesondere nach Trockenjahren, wie Beispiele aus der Schweiz oder Baden-Württemberg zeigen, erhebliche Mengen an Schadholz verursachen.

Dem Management vorangestellt, sollten Waldbesitzende ein Monitoring im eigenen Wald betreiben und Tannen auf Befallsmerkmale prüfen. Auch Holzpolter, brutfähiges Material oder Sturmholz sollten untersucht werden.

Bei Befall gelten dieselben Regeln wie beim Buchdrucker (Ips typographus): Entdecken, umsägen, entrinden oder gar die zügige Abfuhr. In der Forstwirtschaft wird hierbei von „sauberer Waldwirtschaft“ gesprochen.

Eine Entrindung sollte vor der Verpuppung erfolgen, da diese im Splintholz stattfindet. Auch frische stärkere Äste und Wipfelmaterial müssen zwangsläufig gehackt oder abtransportiert werden. Ansonsten besteht die Gefahr des Befalls durch Artverwandte, wie dem Kleinen oder Mittleren Tannenborkenkäfer.

  • Kleiner Tannenborkenkäfer (Cryphalus piceae)
  • Mittlerer Tannenborkenkäfer (Pityokteines vorontzovi)
  • Pityokteines spinidens
  • Weißtannenrüsselkäfer (Pissodes piceae)

[1] John Reinhold, Delb Horst (2017): Borkenkäfer an der Weißtanne akut. WALDSCHUTZINFO 2/2017, 6 S.

[2] Nierhaus-Wunderwald, Dagmar (1995): Rindenbrütende Käfer an Weisstanne. Biologie und forstliche Maßnahmen. – Merkbl. Prax. 23: 7 S. ISSN 1424-2876

[3] aid infodienst. Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz e.V. (2016): Borkenkäfer an Nadelbäumen – erkennen, vorbeugen, kontrollieren. 8., überarbeitete Auflage. 56 S.

[4] Werner Otto Schröder / aid Infodienst